KUNSTINSTALLATION von FERNANDO SÁNCHEZ CASTILLO
21. Oktober – 19. November 2025

Unerhört leise!

Erinnern. Wirken. Weitertragen.

Fernando Sánchez Castillo präsentiert in der Unterkirche der Frauenkirche eine Installation aus 5.000 Frauenfiguren: Sie knien und stellen Kerzen ab. Eine unerhört leise Geste, die an den 13. Februar 1982 erinnert, als junge Menschen an der Ruine der Kirche mit Kerzen stillen Protest wagten.

Wortlos war dieser Akt des Aufbegehrens – und dennoch unüberhörbar. Daher verdichten sich die Figuren Sánchez Castillos in seiner künstlerischen Interpretation zu einem kraftvollen Bild für Zivilcourage und die politische Wirkung scheinbar kleiner Handlungen.

Doch der Künstler belässt es nicht bei einer Rückschau. Vielmehr lädt er die Besucher*innen ein, das Kunstwerk fortzuschreiben: Indem jede*r eine Figur mitnehmen kann und gebeten ist, im Austausch einen Gedanken zu hinterlassen, wandelt sich die Arbeit fortwährend und trägt ihre Botschaft weiter.

Besuchsinformationen

Die Installation ist in der Unterkirche der Frauenkirche Dresden im Rahmen der Offenen Kirche zu erleben. Bitte informieren Sie sich online über die tagesaktuellen Zeiten.

Der Eintritt ist frei, für eine Spende danken wir herzlich.

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Stille Gesten

Die 5.000 filigranen Frauenfiguren stehen dafür, dass viele individuelle Taten eine gemeinsame Wirkung hervorbringen können. Jede Kerze ist ein eigener Impuls; alle zusammen zeichnen ein kollektives Bild von Verantwortungsbewusstsein und Selbstermächtigung. Die Besucher*innen können selbst Teil dieses Prozesses werden: Wer eine Figur mitnimmt, hinterlässt einen Gedanken für die kommenden Gäste. Auf diese Weise wird das Kunstwerk verändert, entwickelt und befähigt, seine Botschaft über den Ausstellungsraum hinaus zu vermitteln.

Fernando Sánchez Castillo

Wo braucht es heute Zivilcourage, wo Widerstand? Und welchen Beitrag leisten wir für eine lebendige Demokratie?

Aus Klangspuren werden Lichtzeichen

Mit einer zusätzlichen Lichtinstallation übersetzt Fernando Sánchez Castillo den Gesang der Menschen von 1982 in heute sichtbare Signale: Eine Glühbirne, inspiriert von Picassos »Guernica«, sendet in Morsezeichen die Botschaft »We shall overcome«. Wie das gesungene Lied setzt auch das flackernde Licht einen stillen Impuls, der zum Nachdenken anregt und die Kraft gemeinsamer Hoffnungen sichtbar macht. So wird hörbare Solidarität in ein leuchtendes Zeichen übersetzt, das für sich steht und zugleich die Atmosphäre der Figureninstallation begleitet.

Der Künstler & der Zeitzeuge

TEIL 1: Fernando Sánchez Castillo im Gespräch
TEIL 2: Zeitzeuge Oliver Kloss berichtet

Informationen zur Ausstellung

Die Installation von Fernando Sánchez Castillo beschäftigt sich mit der Kraft kleiner Handlungen, der Wirkung von Zivilcourage und der Frage, wie gesellschaftliches Engagement weitergetragen wird. Sie lädt dazu ein, über persönliche Verantwortung nachzudenken, über den Mut, sich einzumischen, und über die Wirkung von scheinbar stillen Gesten.

Fernando Sánchez Castillo (*1970, Madrid) arbeitet an der Schnittstelle von Kunst, Geschichte und politischer Symbolik. Er untersucht, wie Macht und Erinnerung in Monumenten und öffentlichen Ritualen sichtbar werden, und entwickelt Installationen, Skulpturen und Performances, die historische Narrative befragen. Seine Arbeiten waren in Museen und Biennalen weltweit zu sehen, darunter Tate Modern London, MoMA PS1 New York und Albertinum Dresden.

Die Installation richtet den Blick auf unser aller Befähigung, im Miteinander Mut zu schöpfen und Veränderungen anzustoßen. Sie erinnert daran, dass Wandel oft »unerhört leise« beginnt. Die immer neue Gesamtform macht sichtbar, wie persönliche Beiträge ein kollektives Bild prägen – ein offenes Denkmal für demokratisches Handeln und den Mut, sich einzumischen.

Die Frauenkirche war bis zu ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg ein Symbol städtischer Identität. Nach 1945 verblieb ihre Ruine Jahrzehnte lang im Herzen der Stadt und diente als Mahnmal gegen Krieg und Gewalt – ein Gedenkort, der einerseits politisch instrumentalisiert wurde, andererseits für viele Dresdner*innen ein wahrhaftiger Ort der Mahnung und des Innehaltens blieb.

Am 13. Februar 1982 wurde die Frauenkirchruine zum Schauplatz eines stillen Kerzenprotests, der ein eindrucksvolles Zeichen zivilgesellschaftlichen Widerstands in der DDR setzte und sich danach Jahr für Jahr wiederholte. Selbst als die Ruine beräumt wurde, während des Wiederaufbaus und seit der Weihe der Kirche 2005 blieb das Ritual des Kerzenabstellens am 13. Februar ein wichtiges Element des stadtweiten Gedenkens. Nicht zuletzt deswegen verbindet der wiederaufgebaute Sakralbau heute Erinnerung, Versöhnung und die Auseinandersetzung mit aktueller gesellschaftlicher Verantwortung.

5.000 Figurinen sind in der Unterkirche aufgestellt | Foto: Anja Schneider
Der spanische Künstler Fernando Sánchez Castillo | Foto: Anja Schneider
Wie alles begann: Nachdruck des Aufrufs zum 13. Februar 1982 | Foto: Anja Schneider
Eine Frauenfigur als künstlerische Umsetzung des Gedankens von friedlichem Protest | Foto: Anja Schneider
Die Gäste der Installation gestalten sie aktiv mit | Foto: Anja Schneider
Bereits in den ersten Tagen hinterließen zahlreiche Besucher*innen ihre Gedanken | Foto: Anja Schneider
Im Hauptraum begleitet eine Lichtinstallation die Ausstellung | Foto: Anja Schneider
Sie greift ein Element von Picassos »Guernica«-Gemälde auf | Foto: Anja Schneider
Zeitzeuge Oliver Kloss gemeinsam mit dem Künstler Fernando Sánchez Castillo | Foto: Anja Schneider

Ihr Engagement zählt

Dieses Kunstwerk lebt von der Beteiligung – nicht nur durch die Besucher*innen, sondern auch durch Ihre Unterstützung. Mit Ihrer Spende ermöglichen Sie, dass auch in Zukunft Projekte wie diese realisiert werden können und die Frauenkirche als Ort des Erinnerns, Nachdenkens und Austauschs wirken kann.

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