Ein stadtbildprägender Zentralbau

Die Frauenkirche ist ein einzigartiges Bauwerk. Sie gilt als Sinnbild des protestantischen Kirchbaus, bei dem das evangelische Glaubens- und Gottesdienstverständnis eine architektonische Umsetzung findet. Der im 18. Jahrhundert entstandene Zentralbau mit seiner aufstrebenden Gestalt, der markanten, glockenförmigen Kuppel und der bekrönenden steinernen Laterne wurde originalgetreu rekonstruiert und prägt nun wieder die Stadtsilhouette Dresdens.

Außenansicht

Die Frauenkirche ist eine auf einer vergleichsweise kleinen Grundfläche errichtete Sandsteinkirche. Baumeister George Bähr (1666-1738) errichtete einen Zentralbau mit quadratischem Grundriss und einer nach Osten ausgerichteten Chorapsis. Vier Ecktürme, in denen sich die Treppenaufgänge befinden, begrenzen das Bauwerk seitlich. Durch die elegant geschwungene Kuppel und die sich darüber befindliche Laterne mit dem Turmkreuz, die zusammen mehr als zwei Drittel der Gesamthöhe des Frauenkirche ausmachen, wirkt das Bauwerk aufstrebend. Die großen Fenster lassen die Steinfassade weniger massiv, sondern vielmehr durchlässig erscheinen.

Zu sehen ist die Außenansicht der Frauenkirche Dresden. Das Foto wurde aus der Luft aufgenommen.
Luftaufnahme der Frauenkirche

Während die alte Frauenkirche die für patinierten Sandstein typische dunkle Farbe hatte, beeindruckt der heutige Bau durch seine helle Fassade, die immer wieder durch dunkle Bereiche durchbrochen wird. Neue und alte Steine wurden gemeinsam verbaut, sodass die Geschichte der Frauenkirche noch auf lange Zeit ablesbar bleiben wird. Das Miteinander aus Alt und Neu veranschaulicht, dass die Vergangenheit stets ein Teil der Gegenwart ist und dass Wunden heilen können.

Zu sehen ist die Fassade der Frauenkirche Dresden, welche sich aus einer Mischung von weißen, neuen Steinen und dunklen, alten Steinen zusammensetzt.
Fassade

Die Kuppel

Die Kuppel der Frauenkirche ist in mehrfacher Form eine Besonderheit. Vollständig aus Sandstein gefertigt, bringt sie es auf ein Gewicht von über 12.000 Tonnen. Mit einer Höhe von 24 Metern und einem Durchmesser von 26 Metern gilt sie als die größte steinerne Kuppel nördlich der Alpen. Einzigartig ist auch die Form: Durch den konvex geschwungenen Kuppelanlauf und den konkaven weiteren Verlauf lässt sie den Eindruck einer Glocke entstehen. Diese Anmutung brachte der Frauenkirche ihren Beinamen »steinerne Glocke« ein.

Die Laterne

Oberhalb der Kuppel befindet sich die sogenannte Laterne, in der sich die Aussichtsplattform der Frauenkirche befindet. Besucher des Kuppelaufstiegs können dort von 67 Metern Höhe aus in alle vier Himmelsrichtungen schauen. Bekrönt wird die Laterne durch die Turmhaube mit dem neuen Turmkreuz der Frauenkirche. Gestiftet und gefertigt im Geiste der Versöhnung, zeugt die Replik des im Kirchraum ausgestellten alten Kreuzes von der Bedeutung eines friedlichen Miteinanders.

Oberhalb der Kuppel befindet sich die sogenannte Laterne, in der sich die Aussichtsplattform der Frauenkirche befindet.
Kuppel und Laterne

Glockentürme

Nicht auf den ersten Blick als solche zu erkennen, beherbergen zwei der vier Ecktürme der Frauenkirchen die Glocken des Kirchbaus. Vier Glocken sind im südwestlichen Turm C untergebracht, vier weitere Glocken im nordwestlichen Turm E. Das Treppenhaus, das zu diesem Turm hinaufführt, ist neben dem Altarbereich übrigens das zweite markante große Ruinenteil, das einst aus dem Trümmerberg hinausragte. Die durchweg dunkle Fassade kündet davon.

Geläut

Die alte Frauenkirche hatte vier Glocken. Drei davon wurden im Zweiten Weltkrieg beschlagnahmt und eingeschmolzen, eine beim Einsturz zerstört. Heute bilden acht Glocken das Geläut der Frauenkirche und geben ihr eine eigene unverwechselbare Stimme. Nach alter Tradition trägt jede Glocke einen Namen, einen Bibelvers und eine Glockenzier, die sich einerseits an der gottesdienstlichen Aufgabe und andererseits an der Geschichte und Bedeutung der Frauenkirche orientiert. Eine Glocke des Geläuts, Maria, stand bereits zwischen 1734 und 1925 in den Diensten der früheren Frauenkirche. 1998 kam sie wieder nach Dresden zurück und vervollständigt als Gedächtnisglocke das Geläut. Sieben Glocken wurden neu gegossen: die Friedensglocke Jesaja (2002), die Dankglocke Hanna, die Taufglocke Philippus, die Gebetsglocke David, die Trauglocke Josua, die Stadtglocke Jeremia und die Verkündigungsglocke Johannes (2003).

Turmuhr

Am Neumarkt-seitigen Glockenturm C befindet sich die Turmuhr. Sie ist eine konsequente Nachfolgerin der bis zum Einsturz der Kirche an gleicher Stelle installierten Uhr. Ebenso wie ihre Vorgängerin stammt sie von der Meißner Firma Otto Fischer und wird durch ein mechanisches Uhrwerk angetrieben. Bewusst wurde auf ein historisches Modell zurückgegriffen, das zuvor in der Philippuskirche in Lohmen eingebaut war. Drei dem historischen Vorbild nachgestaltete Ziffernblätter künden optisch davon, dass alle Zeit in Gottes Händen steht: Mit einem, zwei, drei oder vier Schlägen zeigt die Dankglocke Hannah die Viertelstunden und die Gebetsglocke David die Stundenzahl an. Ein zweites Stundenschlagwerk wurde im Turm E ergänzt, sodass die Trauglocke Josua den Stundenschlag wiederholen kann.

Die Frauenkirche besitzt zwei Glockentürme, acht Glocken und eine Turmuhr.
Glockenstube

Innenraum

Im Hauptraum der Frauenkirche Dresden treten Nähe und Weite, Licht und Schatten, Sichtbares und Verborgenes in einen spannungsvollen, doch stets harmonischen Dialog. Beim Eintreten überrascht die freundliche, pastellene Farbigkeit. Tageslicht erhellt den Raum dank großer Glasfenster. Die geschwungenen Emporen und die gewölbte Innenkuppel vermitteln ein Gefühl der Geborgenheit. Der Blick strebt nach vorn in Richtung Altarraum und entlang der schlanken Pfeiler nach oben. Nicht die Schwere des Sandsteines bestimmt das Raumgefühl, sondern eine Offenheit, Leichtigkeit und Spiritualität, die sich immer neu entfaltet.

Der Hauptraum der Frauenkirche ist in warmen, pastelligen Farben gehalten und wirkt durch die großen Fenster sehr hell und offen.
Blick in den Innenraum

Kanzel

Die Kanzel – der zumeist erhöhte Ort für die Predigt – der Frauenkirche ist anders als in vielen Kirchen mittig angeordnet. Wie ein Schiffsbug ragt sie ins Kirchenschiff hinein. Die Sitzreihen und Emporen umringen sie, sodass alle Hörenden auf diesen zentralen Ort der Wortverkündigung ausgerichtet sind.

Taufstein

Es ist nicht abschließend geklärt, was für einen Taufstein es ursprünglich in der Frauenkirche gab. Sicher ist jedoch, dass der seit dem 19. Jahrhunderts genutzte Taufstein beim Einsturz der Kirche 1945 fast vollständig zerstört wurde. Beim Wiederaufbau entschied man sich gegen eine Rekonstruktion. Auf der Suche nach einem Taufstein aus der Zeit Bährs fand man im Bergbaumuseum Freiberg den von Bildhauer Johann Gottfried Stecher geschaffen und 1754 geweihten Taufstein der alten Freiberger Nikolaikirche. Der bis auf den aufwändig gestalteten Deckel eher schlichte, da ohne figürlichen Schmuck auskommende Stein schmückt nunmehr seit 2005 den Altarraum der Frauenkirche.

Altar

Der barocke Altar ist ein Meisterwerk des Bildhauers Johann Christian Feige. Neben seiner reichen ornamentalen und figürlichen Ausstattung beeindruckt der Altar vor allem durch seine künstlerische und geistliche Tiefe. Im Zentrum steht eine biblische Szene: Christus betet einsam im Garten Gethsemane, während seine Jünger schlafen und sich aus dem Stadttor bereits die Soldaten nähern, um ihn gefangen zu nehmen. Ausgehend von dieser bewegenden Szene entwickelt sich im Altar eine Predigt aus Stein, deren Zentrum die Botschaft von der schenkenden Barmherzigkeit Gottes ist. Da vom Altar bei der Enttrümmerung fast zweitausend Einzelteile geborgen werden konnten, war seine Rekonstruktion möglich. Somit besteht der heutige Altar zu 80 Prozent aus historischem Material.

Der Chorraum der Frauenkirche besteht aus der Kanzel, dem Taufstein und dem Altar im Zentrum.
Altarraum

Die Innenkuppel wölbt sich zentral über dem Kirchraum und damit über der Gemeinde. Hier unterscheidet sich die Frauenkirche einmal mehr von vielen anderen Gotteshäusern, bei denen die Kuppel - oft als Sinnbild der schützenden Hände Gottes verstanden - den Altarraum und damit die Geistlichen überspannt. Acht große Bildfelder zeigen vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes sowie Allegorien der christlichen Tugenden Glaube, Liebe und Hoffnung ergänzt um die Barmherzigkeit. In George Bährs Kirche wurden die figürlichen Ausmalungen vom italienischen Theatermaler Johann Baptist Grone ausgeführt, die heutigen Malereien stammen von Christoph Wetzel.

Auf der gewölbten Innenkuppel sind acht Bilder zu sehen: Die vier Evangelisten sowie vier Allegorien der christlichen Tugenden.
Innenkuppel

Die Emporen der Frauenkirche tragen entscheidend zum einzigartigen Raumempfinden bei. Durch ihre gebogte Form, mit der sie den Kirchraum auf drei Seiten umschließen, fühlen sich die Menschen willkommen und geborgen. Insgesamt fünf Emporenebenen bieten ca. zwei Dritteln der Gäste Platz. Während die erste Ebene (Betstubenempore) durch die Fensterfront auffällt, hinter der einst wohlhabende Dresdner in abgetrennten Stübchen Platz nahmen und die heute ohne Trennwände durchgehend bestuhlt ist, sind die höheren Emporenebenen an den Fenstern durchbrochen, um den Lichteinfall zu optimieren.

Die Emporen der Frauenkirche umschließen den Kirchraum auf drei Seiten.
Emporen

Die Silbermann-Orgel

Die Orgel in der Bähr’schen Frauenkirche war 1736 fertiggestellt worden und galt als eines der größten Werke Gottfried Silbermanns. Bereits kurz nach der Fertigstellung gab Johann Sebastian Bach auf dem Instrument ein Konzert. Doch bereits 1769 wurde die Orgel erstmals umgestimmt, 1819 nahm man eine weitere Umstimmung vor, da die im barocken Kammerton gehaltene Orgel »im Verhältnis jetziger Instrumental-Stimmung recht gut einen halben Ton zu tief« stand. Auch in der folgenden Zeit wurde die Orgel mehrfach erweitert und umgestaltet, sodass ihre ursprüngliche Klanggestalt nicht mehr erkennbar war. 1945 wurde sie mitsamt dem Orgelprospekt vollständig zerstört.

Die Kern-Orgel

Die neue Orgel der Frauenkirche wurde 2005 von Orgelbaufirma Kern aus Strasbourg erbaut. In ihr vereinigen sich auf beeindruckende Weise die Bauprinzipien der Orgeln der beiden Brüder Gottfried und Andreas Silbermann. Klanglich bereichert wird das Instrument durch die typischen Stimmen eines französisch-romantisches Orgelwerkes, sodass die neue Orgel eine beeindruckende Vielseitigkeit besitzt. Somit können die Orgelwerke Bachs ebenso authentisch gespielt werden wie orgelsymphonische Werke bspw. von César Franck oder Louise Vierne. Das äußerst wandlungsfähige Instrument besitzt 68 klingende Register, die auf vier Manuale und ein Pedal verteilt sind. Von den 4.876 Pfeifen, von denen die kleinste weniger als zehn Zentimeter und die größte über fünf Meter misst, ist jedoch nur ein kleiner Teil im so genannten Orgelprospekt sichtbar.

Die Orgel der Frauenkirche Dresden im barocken Stil hat einen ganz besonderen Klang.
Orgel

Unterkirche und Außenbauwerk

Vier Grabkapellen der Frauenkirche dienten im 18. Jahrhundert als Begräbnisstätten. Bestattet wurden hier unter anderem der Komponist Heinrich Schütz und der Baumeister der Frauenkirche, George Bähr. Bei der Zerstörung der Kirche blieb jedoch nur eine Grabkammer unversehrt. In ihr ist auch die Aufstellung der Särge in den gemauerten Grabstellen weitgehend erhalten. Doch obwohl der überwiegende Teil der Unterkirche beim Wiederaufbau wieder neu gewölbt werden musste, bleibt auch das Schicksal der Zerstörung insgesamt ablesbar.

Zwischen 1996 und 2005 diente die Unterkirche als Kirchraum. Hier fanden Gottesdienste, Andachten und ökumenische Abendgebete statt. Auch Konzerte und Kirchenführungen konnten die Menschen in der Zeit des Wiederaufbaus der Frauenkirche hier erleben. Augenfällig war und ist der monumentale Altarstein. Dieser wurde von dem in Indien geborenen jüdischen Künstler Anish Kapoor aus schwarzem irischem Kalkstein gefertigt.

Die Tradition der Abendgebete und der künstlerischen Nutzung der Unterkirche lebt weiterhin fort. Davon abgesehen ist die Unterkirche allerdings zum Ort der Stille, der persönlichen Andacht und des Gebets geworden. Dazu wurden die fünf Kapellen vom Berliner Bildhauer Michael Schoenholtz künstlerisch gestaltet und thematisieren auf vielfältige Weise Zerstörung und Neubeginn.

Zu sehen ist die Unterkirche, welche vor allem für Abendgebete genutzt wird. Im Zentrum steht der Altarstein, aus schwarzem, irischem Kalkstein.
Unterkirche

Um die Frauenkirche den Nutzungsanforderungen der heutigen Zeit anzupassen, wurde beim Wiederaufbau nach einer Lösung zur Unterbringung verschiedener technischer Anlagen wie z.B. einer Trafostation, einem Notstromaggregat und einer Heizungszentrale gesucht. Als beste Lösung kristallisierte sich die Neuanlage eines Außenbauwerks heraus, das wie ein U von Süd/West bis Nord/West um den historischen Baukörper angeordnet wurde. Heute beherbergt es auch Toiletten und Garderoben. Ebenfalls im Außenbauwerk befindet sich eine kleine Ausstellung, die an den Wiederaufbau der Frauenkirche erinnert und ein Vorführraum, in dem der Film »Faszination Frauenkirche« gezeigt wird.

Im Außenbauwerk der Frauenkirche befindet sich eine Ausstellung, die an den Wiederaufbau der Frauenkirche erinnert.
Ausstellung