Musik verbindet

Wo treffen Fans von AC/DC auf große Bach-Verehrer und Mütter mit breitem Kinderlied-Repertoire? Auf dem Altarplatz der Frauenkirche beim gemeinsamen Singen. Und am Grill.

Falk Ballay hat es von Thüringen nach Sachsen verschlagen. Anton Meinig ist gebürtiger Brandenburger und Lena Mauermann kommt aus Schleswig-Holstein. Der eine könnte der Vater der beiden anderen sein. Doch nicht nur ihre Herkunft und ihr Alter unterscheidet die drei, auch ihre Lebenswege und ihre Haltung zum Glauben sind ganz verschieden. Dennoch fanden Sie unter der Kuppel der Frauenkirche zusammen und wurden Teil einer besonderen Gemeinschaft: Sie sind Mitglieder der Chöre der Frauenkirche.

Falk Ballay, Lena Mauermann und Anton Meinig (v.l.n.r.)

120 Sängerinnen und Sänger engagieren sich im Kammerchor und dem Großen Chor. Beide Klangkörper waren 2005 vom damals gerade neu berufenen Frauenkirchenkantor Matthias Grünert ins Leben gerufen worden. Falk Ballay ist von Beginn an dabei. »In einer kleinen Zeitungsmeldung der Freien Presse stand, dass Stimmen für einen Chor der Frauenkirche gesucht werden. Da habe ich Kontakt aufgenommen und bin zum Vorsingen gegangen«, erinnert sich der heute 53-Jährige. Mit Erfolg. Seit 15 Jahren singt der Berufsschullehrer nun Haydn, Mendelssohn und Fauré. In seiner persönlichen Playlist taucht Klassik hingegen kaum auf, dafür Rock und Oldies.

Das sieht bei Anton Meinig anders aus. Der Bach-Fan kam zum Studium nach Dresden und suchte einen musikalischen Ausgleich. »Als ich im Gottesdienst den Chor der Frauenkirche erlebte, dachte ich: Stark! Da will ich mitmachen.« Matthias Grünert freute sich über Interesse und Talent und nahm den Bass 2015 in den Großen Chor auf. »Später band er mich auch in Projekte des Kammerchores ein und seit einem Jahr bin ich Mitglied in beiden Chören«, so der 24-Jährige. Dass die besondere Heimstatt ein maßgeblicher Faktor bei der Chorwahl war, räumen beide Sänger unumwunden ein. »Natürlich spielte zunächst die Frauenkirche als Bauwerk, dessen Wiedererstehen ich begleitet habe, eine wichtige Rolle. Inzwischen weiß ich, wie schön sie klingt«, so Falk Ballay. Anton Meinig pflichtet bei. »Man kam wegen der Frauenkirche, des Renommees. Aber man blieb wegen der großartigen Musik – und wegen der Chorgemeinschaft.«

Musik verbindet

Das sieht auch Lena Mauermann so. Die fröhliche Wahl-Dresdnerin ist seit über 10 Jahren Chormitglied. »Ich schätze die große Vielfalt. Wir haben einen Modellbauer dabei, einen Chemiker, eine Anästhesistin, junge Leute und lebenserfahrene Menschen – und sie alle singen miteinander. Die verknüpfende Komponente ist die Musik«, so die 32-Jährige. Und scheinbar auch die Thüringer Bratwurst, die viele Choristen bei zahlreichen Grillabenden verspeisen. Regelmäßig sitzen sie in geselliger Runde zusammen und reden über Gott und die Welt. Enge Freundschaften sind so entstanden, auch über Konfessionsgrenzen hinweg. »Für mich ist die Frauenkirche meine Gemeindekirche. Es ist die Kirche, wo ich zum Gottesdienst gehe, meine Tochter ist hier getauft«, so Lena Mauermann. Auch Anton Meinig ist Christ; die Musik eine Art, seinen Glauben auszudrücken. »Musik ist für mich tatsächlich eine Form der Anbetung. Ich stehe hinter den geistlichen Texten und es macht mir Spaß, die frohe Botschaft in der Frauenkirche singend in die Welt zu tragen.« Falk Ballay ist da distanzierter. »Ich bin nicht gläubig und finde die Texte mancher Werke, die wir singen, ganz schön extrem. Ich kann nicht so dahinterstehen wie Anton. Aber in der Frauenkirche zu singen, klingt einfach anders als …« Er sucht nach einem Vergleich. Den liefert Lena Mauermann und plaudert aus dem Nähkästchen. »…als AC/DC?« Alle lachen. »Unter Falks Chorgewand kann nämlich durchaus auch mal ein Band-Shirt stecken. Erst gestern beim Gottesdienst hatte er eins an!« Der Zopfträger schmunzelt. Er steht dazu.

Ein erfüllendes Ehrenamt

Für alle ist Singen ein Hobby, ein Ausgleich zum stressigen Alltag. Einmal wöchentlich ist Probe, mindestens einmal im Monat wirkt der Große Chor im Gottesdienst mit. Hinzu kommen Konzerte, Sonntagsmusiken und Sonderprojekte. Die hierfür notwendige Zeit investiert Lena Mauermann gern. »In meinem Umfeld wissen alle, dass ich mittwochabends nicht zu haben bin. Natürlich bin ich auch zu anderen Zeiten im Einsatz, aber das Schöne ist ja, dass man bei Gottesdienst und Konzert Familie und Freunde dabeihaben kann.« Anton Meinig hat das ähnlich organisiert. »Da meine Verlobte selbst Musik sehr mag, weiß sie mein Hobby zu schätzen und verfolgt fast jeden Auftritt«, erklärt er. Für sein hohes Engagement hat sie Verständnis. Durch die doppelte Chorzugehörigkeit fallen bei ihm pro Woche vier Probenstunden, dazu noch Stimmbildung
und fast 20 weitere Aufführungstermine an. Für die jährliche Kammerchorreise nimmt er Urlaub. »Klar ist es nicht immer einfach, aber es ist eine schöne Anstrengung.«

Dankbar sind sie für ihren umtriebigen Chorleiter Matthias Grünert, die Unterstützung der Stiftung Frauenkirche Dresden und die viele Resonanz. »Wir erfahren viel Aufmerksamkeit und Dankbarkeit – von Freunden und Menschen, die wir kennen, aber auch von Unbekannten. Das ist eine echt schöne Sache«, resümiert Falk Ballay. »Das Singen im Chor der Frauenkirche ist ein Ehrenamt, das mich ausfüllt und das wirklich Spaß macht.«

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MATTHIAS GRÜNERT

Frauenkirchenkantor
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