»Wir haben die Wahl«

Zu gut für nur ein Jahr

Sieben Tage mit der Jahreslosung 2024:
»Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe« (1. Korinther 16,14)

»Das ist ein so gutes Wort, das sollte nicht bloß für ein Jahr, sondern fürs ganze Leben und für jeden Menschen Motto sein«, so war sich ein Teilnehmer unseres Erfahrungsweges zur Jahreslosung 2024 sicher. In Vorbereitung auf den Neujahrsgottesdienst im ZDF aus der Frauenkirche, der jedes Jahr am 1. Januar die jeweilige biblische Jahreslosung in den Blick nimmt, haben wir Menschen aus dem Umfeld der Frauenkirche gewinnen können, die bereit waren, sich auf ein Experiment einzulassen. Sie sind ganz bewusst sieben Tage lang mit der Jahreslosung und einem Tagebuch durch ihren Alltag gegangen.

Einhelliges Fazit: Das reflektierte Leben mit der Jahreslosung schärfte die Wahrnehmung und intensivierte die Beziehungen zu den Mitmenschen. Es war ausgesprochen anregend, sich darüber Gedanken zu machen, was ein altes biblisches Wort mit meiner Lebenswirklichkeit zu tun hat, wie es in meinen Alltag hineinwirkt und hineinspricht, wie es mein Tun beeinflusst, hinterfragt oder bestätigt. Einige der Experimentierfreudigen sagten, sie könnten gar nicht mehr aufhören, das Tagebuch mit den persönlichen Erlebnissen fortzuschreiben.

Ein Bibelwort als Leitmotiv für ein Jahr

Die Jahreslosung klingt einerseits so selbstverständlich und basal, andererseits kann sie uns auch permanent überfordern, stellten die Teilnehmenden fest. Was geschieht etwa, wenn ich es mit unangenehmen Zeitgenossen zu tun bekomme? Oder mit Leuten, die meine Moralvorstellungen nicht teilen? Sehe ich den Spielfilm »Honecker und der Pastor« und die historischen Ereignisse dahinter jetzt mit anderen Augen?

Was macht es (mir) aus, wenn es mein Umfeld gar nicht interessiert, dass mich ein Bibelwort – dieses Bibelwort – beschäftigt? Wie lebt sich dieser Appell des Apostels Paulus, wenn während der Erfahrungswoche – am 7. Oktober 2023 – ein Massaker der Hamas die Welt erschüttert und den nächsten Krieg auslöst?

Im Großen wie im Kleinen – es lohnt sich, genau hinzusehen, mit der Jahreslosung, ihren Grenzen und dem eigenen Ich zu ringen, Überraschendes zu entdecken (zum Beispiel, dass es funktioniert, gelassener Auto zu fahren), andere Perspektiven einzunehmen und beschenkt zu werden, indem ich selber Liebe schenke.

Was ist daraus geworden?

Die Jahreslosung veraltete ja nicht am 2. Januar. Sie möge uns bis Silvester 2024 inspirieren. Deshalb und weil die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Erfahrungsweges so viele wunderbare Schätze gehoben haben, die gar nicht alle in einer Stunde Fernsehgottesdienst gezeigt werden konnten, blicken wir in der Frauenkirche im Gottesdienst am 22. September um 11 Uhr erneut auf 1. Korinther 16,14. Vielleicht möchten Sie ja mitmachen, liebe Lesende!?

Dann melden Sie sich und holen sich im Pfarrbüro ein Tagebuch ab, in das Sie eine Woche lang Ihre täglichen Erfahrungen mit der biblischen Losung 2024 notieren. Ende August wird es ein Vorbereitungstreffen für den Gottesdienst geben. Sie können Ihre persönlichen Erlebnisse mit anderen teilen, anderen mit-teilen – und sie motivieren, sich eine Zeitlang bewusst auf ein Bibelwort einzulassen.

Wer den ZDF-Neujahrsgottesdienst zur Jahreslosung noch nicht gesehen hat und neugierig geworden ist, findet ihn in der ZDF-MEDIATHEK.

Frauenkirchenpfarrerin Angelika Behnke
ist seit 2016 Pfarrerin der Frauenkirche Dresden.