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Das Licht der Herrlichkeit scheint mitten in der Nacht

Am 1. Advent 2024 jährt sich zum 20. Mal die Aufhängung des Herrnhuter Sterns in der weithin sichtbaren Laterne der Frauenkirche. Während im August 2004 der Steinbau der Frauenkirche vollendet wurde und im Inneren die Ausbau- und Ausmalarbeiten in vollem Gange waren, kam mit dem Einbau des Adventssterns ein weiteres Stück liturgischen Lebens der Frauenkirche sichtbar zum Ausdruck und deutete vorsichtig hin auf die bevorstehende Fertigstellung und Weihe der Frauenkirche im Jahr 2005. Wie aber kam es genau zu diesem Stern aus Herrnhut?

Die ersten Ideen dazu entstanden in der damaligen Baudirektion zusammen mit Pfarrer Fritz. Grundlage war der Wunsch den Stern bereits vor der Endfertigstellung des Kirchgebäudes herstellen zu lassen und aufzuhängen. Die Fertigstellung der äußeren Gestalt der Frauenkirche bot den passenden Anlass, und so wurden Anfang des Jahres 2004 die Weichen für die Planung und Ausführung des Sterns gestellt. Dass es ein Stern aus Herrnhut sein sollte, war von Anfang an gewünscht. Und dass er in den Proportionen auf die Laternenöffnungen abgestimmt sein sollte, ebenfalls. Im Katalog der Herrnhuter Sterne GmbH war damals kein passender zu finden und ebenso war bekannt, dass die Windkräfte in der Bauwerkshöhe von 73m besondere Anforderungen an die Konstruktion und deren Aufhängung sowie Befestigung stellen werden.

Der sehr erfahrene Architekt Dieter Schölzel wurde gebeten, eine Proportionsuntersuchung durchzuführen, welcher Sterndurchmesser am besten zur Laterne passen würde. Im Ergebnis entschied man sich für die Variante mit einem Durchmesser von 1,90m und einem Metallkorbinnendurchmesser von 45cm. Im Firmenarchiv von Herrnhut fand man später eine Konstruktionszeichnung von etwa 1920 mit in etwa denselben Maßen. Die Abhängung des Sterns inklusive Stromversorgung aus dem Dachinnenraum der Laternenhaube bot sich an. Nur eine Öffnung musste geschaffen werden, damit der Stern dort oben zusammengebaut und durch diese abgehängt werden kann.Weil die Aufhängung allein jedoch nicht zur Sicherung des Sterns ausgereicht hätte, wurden Überlegungen zur seitlichen Sicherung in zwei der vier Richtungen angestellt. Unterstützung erhielt das Projekt durch die Hinzuziehung des Planungsbüros DTP, das sich auf Theaterbühnentechnik spezialisiert hatte.

Wird der Stern nun heruntergelassen, wird er diagonal an zwei Seiten mit Seilen gesichert, die einerseits am Korb und andererseits an zwei Klampen auf den Innenseiten der Laternenschäfte befestigt sind. Jedes Jahr aufs Neue bringen die Haustechniker der Stiftung bei häufig sehr widrigen Wetterbedingungen den Stern in Position und bauen ihn im Februar wieder ab. Die Herrnhuter Sterne GmbH, die der Stiftung Frauenkirche Dresden den Stern 2004 dankenswerterweise zum Geschenk machte, sorgt auch heute noch für Ersatz, wenn die ein oder andere Zacke den Wetterbedingungen nicht mehr standhalten kann und ausgetauscht werden muss. Und alle Menschen, die auf den Stern in der Advents- und Weihnachtszeit schauen, freuen sich, dass er dort zeichenhaft hängt und seinen Schein und seine Botschaft über der Stadt ausbreitet.

THOMAS GOTTSCHLICH
Leitender Architekt