»Familie«

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Familie ist ... wo Liebe ist

In einer Zeit, in der Vielfalt und Akzeptanz immer mehr an Bedeutung gewinnen, sind sogenannte Regenbogenfamilien zu einem festen Bestandteil unserer Gesellschaft geworden. Familien, die aus gleichgeschlechtlichen Paaren mit Kindern bestehen, zeigen auf eindrucksvolle Weise, dass Liebe und Fürsorge keine traditionellen Geschlechterrollen kennen. Dennoch stehen sie vor spezifischen Herausforderungen und Vorurteilen.

Im Folgenden werden die Erfahrungen eines gleichgeschlechtlichen Paares, das sich den Wunsch nach Kindern erfüllt hat, beleuchtet. Die Erzählungen von Jasmin und Sabine bieten Einblicke in die Planung, Umsetzung und die gesellschaftlichen Reaktionen, mit denen Regenbogenfamilien konfrontiert sind.

Jasmin ist 33 Jahre alt, Sabine 30 Jahre, ein Paar sind die beiden seit 2013, seit 2017 verheiratet und sie haben mittlerweile zwei Kinder, von welchen Jasmin die leibliche Mutter ist. »Unser Kinderwunsch war über die Jahre immer mal wieder da, allerdings war er nicht übermächtig«, sagt Jasmin.  Es war eine bewusste Entscheidung, die gut überlegt sein musste. Die physischen und emotionalen Anforderungen, die das Elternsein mit sich bringt, waren und sind nicht zu unterschätzen. »Zudem ist es wichtig, vorab mit dem Partner oder der Partnerin zu bestimmen, ob ein Kind adoptiert werden soll oder ob man es selbst austrägt«. Die beiden entschieden sich schließlich für eine Heiminsemination, welche in ihrem Fall sehr gut funktioniert hat. Der dafür notwendige Samenspender, von den beiden liebevoll als »Hilfspapa« bezeichnet, wurde über soziale Medien gefunden.

Trotz des unkomplizierten Umgangs mit ihm gab es einige Wege zu beschreiten, wie beispielsweise jenen der Adoption des Kindes. Dies ist einer der zahlreichen Aspekte, welche es gleichgeschlechtlichen Paaren erschweren, gemeinsam Kinder zu haben. Neben diesen praktischen Herausforderungen des Kinderwunsches wurden und werden Jasmin und Sabine häufig mit Vorurteilen und Diskriminierung konfrontiert. Sie haben einige negative Erfahrungen gemacht, sowohl im familiären Umfeld, als auch in der Öffentlichkeit. Das reichte in der Vergangenheit von »Ehe geht nur zwischen Mann und Frau«, über »Eltern sind nur Mama und Papa« bis hin zu einem ärztlichen Ausschluss von Sabine aus den Diagnostikterminen zur Schwangerschaft von Jasmin.

Solche Erfahrungen sind schmerzhaft, doch haben sie gelernt, damit umzugehen. »Ich bin mittlerweile an einem Punkt, an dem ich es einfach wegschlucke und mit Sarkasmus darauf reagiere«, sagt Jasmin. Ihren Alltag beschreiben die beiden als chaotisch, wobei Jasmin die ersten drei Jahre zuhause geblieben ist und sich tagsüber um Kinder und Haushalt kümmerte. Dabei lernte sie viel über sich selbst und ihre eigenen Belastungsgrenzen: Gefühlt könnte ein Tag 36 Stunden haben, damit man alles unter einen Hut bekommt. Nun, da Jasmin wieder arbeitet, werden tägliche Aufenthalte der Kinder in der KiTa mit einbezogen und die elterlichen Pflichten zwischen Sabine und Jasmin aufgeteilt.

Davon profitiert das Paar in großem Maße, da jeder von beiden das kennenlernt, was der andere vorher geleistet hat, seien es Arbeit oder die intensive Beschäftigung mit den Kindern. So können sie sich besser in ihre Partnerin hineinversetzen und sich gegenseitig helfen. Familien wie die von Jasmin und Sabine zeigen, dass Liebe und Zusammenhalt alle Hürden überwinden können. Ihre Geschichte verdeutlicht, dass Familienformen vielfältig sind und dass das Wesentliche in der Liebe und Fürsorge liegt, die Eltern ihren Kindern entgegenbringen. Trotz der Herausforderungen und Vorurteile, denen sie begegnen, haben Jasmin und Sabine gelernt, stark zu bleiben und ihre Familie zu schützen.

Die gesellschaftlichen Reaktionen auf Regenbogenfamilien variieren stark. Während einige Menschen offen und unterstützend sind, begegnen andere dieser Familienform mit Vorurteilen und Ablehnung. Kämpft euch durch, ihr schafft das. Versteckt euch nicht ... ist ihre ermutigende Botschaft an andere gleichgeschlechtliche Paare, die einen Kinderwunsch haben.

MAIKE SPRICKERHOFF
Assistenz der Musikleitung