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Im Gedenken an Samuel Kummer
* 28.02.1968 † 23.04.2024
Traurig und erschrocken zugleich machte mich der plötzliche Tod meines langjährigen Kollegen und musikalischem Wegbegleiters Samuel Kummer. Unwirklich fühlt sich auch heute noch, etliche Wochen später, der Augenblick an, in dem ich die furchtbare Nachricht erhielt. Unfassbar! Über 17 Jahre hinweg haben wir gemeinsam die Kirchenmusik an der Frauenkirche gestaltet. Eine lange und bewegte Zeit, die ihren Beginn in seiner Bewerbung hatte, zu der ich ihn mit seiner Improvisationskunst das erste Mal hören und ihn als feinsinnigen und zurückhaltenden Menschen kennenlernen durfte.
Als er dann im Sommer 2005 als frisch berufener Frauenkirchenorganist nach Dresden zog, entspann sich unser musikalisch einander bereicherndes Zusammenwirken, das er mit seinen vielfältigen Ideen, seiner munteren Spontanität und seiner regen Musikalität lebendig hielt. In ungezählten gemeinsamen Gottesdiensten und Konzerten schuf Samuel Orgelklangwelten, die uns allen, die sie hörten, bewundernswert eindrücklich waren. Seine Improvisationen klingen in mir nach. Sie werden unvergessen sein, waren sie doch auch ein Spiegelbild seiner Persönlichkeit: tiefgründig, vielschichtig, komplex, reflektiert, einfallsreich. Über das berufliche Miteinander hinaus bleiben mir die zahlreichen persönlichen Gespräche, in guten wie in schwierigen Zeiten, auf immer in Erinnerung. Noch am Freitag vor seinem unerwarteten Tod besuchte er mich in meinem Büro und wir tauschten unsere Gedanken über das, was uns sprichwörtlich im Herzen bewegte, aus.
Da ist so viel gemeinsam Erlebtes, was wir im alltäglichen Tun und Wirken rund um die Kirchenmusik an der Frauenkirche teilen durften: Dankbar blicke ich auf die Zeit mit ihm zurück. Sie brachte uns viele gute Erlebnisse, aber auch beengende, belastende Momente. Nicht immer gingen wir einer Meinung auseinander, doch fanden wir stets in der Musica Sacra den gleichen Halt. Umso bedrückender ist mir der Verlust von Samuel. Sprachlos stehe ich vor der Orgel, die er zu seiner Stimme machte. So manches bleibt unausgesprochen und offen – von Kollege zu Kollege, aber auch von Mensch zu Mensch. Sein plötzlicher Tod entreißt mir das kollegiale Gegenüber, das ich in ihm hatte. Auch gerade das lässt mich sehr nachdenklich sein. Seine Musik und sein Wirken, die Verbundenheit im Beruf und im Privatem werden mir lebendig bleiben.
Möge sein Wesen in uns allen lebendig in Erinnerung bleiben. So wird er weiterleben!
MEINE SEELE IST STILLE ZU GOTT, DER MIR HILFT.
DENN ER IST MEIN FELS, MEINE HILFE UND MEIN SCHUTZ.
PSALM 62,2.3
MATTHIAS GRÜNERT
Frauenkirchenkantor