»Einsamkeit«
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Gerüst im Kirchenraum
Der ein oder andere Besucher war sicher sehr überrascht, ein Gerüst im Innern der Frauenkirche im August 2024 vorzufinden und eine teilweise eingeschränkte Sicht auf den Altar-/Orgelprospekt im Chorraum der Frauenkirche zu haben. Warum war dies notwendig?
Vier der acht Stuckkapitelle an den Apsispfeilern sind bauzeitlich barock und teilweise stark geschädigt nach der Enttrümmerung im Chorraum vorgefunden worden. Sie sind die einzigen, größeren erhaltenen Stuckfragmente der gesamten Kirche außerhalb des Altars. Die vier zum Hauptraum der Kirche zeigenden Kapitelle sind neu nach den alten Fotovorlagen hergestellt worden.
Die vier inneren, jeweils paarig angeordneten und sich gegenüberstehenden barocken Kapitelle wurden analog zum Altar sehr behutsam und auch nicht vollständig wieder hergestellt. In ihrer äußeren Form sollten sie als Kapitelle erkennbar sein, die Binnenform sollte ihren Schädigungsgrad zeigen. Von einer leichten grauen Farbschlämme überzogen sollte ihre unterschiedliche Materialfarbigkeit inmitten der wiederhergestellten und neuen Innenraumfarbigkeit nicht so stark herausstechen.
1998 hatte die Baudirektion den beiden auch an der plastischen Ergänzung des Altars beschäftigten Bildhauern Peschel und Wanitschke den Auftrag erteilt, die Kapitelle an den Apsispfeilern zu restaurieren. Somit liegt die Bearbeitung lange zurück.
Vorgezogene Prüfung der südlichen Kapitelle
Ursprünglich plante die Kirchbauverwaltung innerhalb der Schließwoche 2025, alle vier Apsispfeilerkapitelle einer Begutachtung mit Gerüststellung zu unterziehen. Da die im Juli 2024 stattgefundene Begutachtung mit Fernglas mit Restauratoren und dem Verfasser aber keine Klarheit über den wirklichen Zustand ergeben hatte und zwei heruntergefallene kleinere Stuckreste Aufmerksamkeit erforderten, wurde die Gerüststellung auf der Südseite vorgezogen, da die Ursache für das Herabfallen nur aus der Nähe festzustellen war.
Mittlerweile wissen wir, dass es innerhalb des linken südlichen Kapitells eine ca. 20 cm hohe und über die gesamte Kapitellbreite gehende Hohllage gab, aus der die zwei Bruchstücke stammten. Nach einer anfänglichen Entsalzung wurden eine Festigung und anschließende farbliche Retusche vorgenommen. Dank des Gerüstbauers und der mitarbeitenden Restaurator*innen, die ehemalig auch am Wiederaufbau beteiligt waren und die ihre anderen Termine für uns verschoben haben, konnten diese Maßnahmen kurzfristig binnen weniger Wochen vom 06.08. bis 05.09.2024 realisiert werden. Daher gilt mein besonderer Dank allen Beteiligten.
Salzprobe mit Magnesiumsulfaten
Die spätere Analyse ergab bisher nicht in der Frauenkirche nachgewiesene Salze, deren Herkunft wohl in dem bauzeitlichen Kalk liegt. Seither lässt es sich wieder ruhiger schlafen und der Verfasser hofft, dass die Begutachtung der nördlichen Seite im Januar 2025 ohne Überraschungen verläuft.
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Jährlich benötigen wir über eine Million Euro für die Kirchbauverwaltung,
in welche die genannten baulichen Maßnahmen fallen.
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THOMAS GOTTSCHLICH
Leitender Architekt