»Einsamkeit«
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Wie Bürger*innen Frieden schaffen
Mit dem Bürgerrat »Friedensstadt Dresden« startet die Stiftung Frauenkirche Dresden ein ganz besonderes Vorhaben, das die aktive Beteiligung von Bürger*innen in den Mittelpunkt stellt. Von Oktober 2024 bis Mai 2025 wird ein Bürgerrat ins Leben rufen, dessen Fokus auf der Förderung von Frieden liegt. In einer Zeit, in der der Frieden auf vielen Ebenen gefährdet ist, bietet dieses Projekt einen Raum für den Austausch und die Entwicklung von Ideen, wie Dresden zum Frieden beitragen kann.
Das übergeordnete Ziel des Projekts ist es, das Format eines Bürgerrates in Dresden zu erproben und bekannt zu machen. Dabei geht es nicht nur darum, das Verfahren der Bürgerbeteiligung zu stärken, sondern auch darum, den Teilnehmenden die Erfahrung von Selbstwirksamkeit zu vermitteln. Die Bürger*innen sollen spüren, dass ihre Meinungen gehört werden und dass sie aktiv Verantwortung für die Gestaltung ihrer Stadt übernehmen können.
Zugleich soll der Bürgerrat dem Stadtrat zeigen, dass die Bürgerschaft eine wertvolle Quelle von Wissen, Ideen und Perspektiven ist. Inhaltlich steht das Thema, wie wir in Dresden mehr für ein friedlicheres Miteinander tun können im Zentrum des Projekts. Die Frage, was Dresden auf kommunaler, nationaler und internationaler Ebene für Frieden beitragen kann, wird im Bürgerrat diskutiert.
Welche Strukturen und Maßnahmen können geschaffen werden, um Konflikte konstruktiv zu bearbeiten? Wie kann ein friedliches Zusammenleben in der Stadt gefördert werden? Welche Rolle in der Verständigung nach innen und außen kann Dresden spielen? Diese Fragen sollen die Teilnehmenden des Bürgerrats bearbeiten und am Ende des Projekts konkrete Handlungsempfehlungen entwickeln.
Die Frauenkirche bietet einen offenen und sicheren Raum, in dem die Teilnehmer*innen die Möglichkeit haben, ihre Meinungen frei zu äußern, Kontroversen auszuhalten und konstruktiv an Lösungen zu arbeiten. Dies soll dazu beitragen, dass die Gespräche nicht bei einem bloßen Meinungsaustausch bleiben, sondern lösungsorientiert geführt werden.
Der Bürgerinnenrat ist dabei nicht als Konkurrenz zu den demokratisch gewählten Gremien der Stadt gedacht, sondern als sinnvolle Ergänzung. Er soll ein Format bieten, das die Entscheidungsprozesse der Stadt bereichert und gleichzeitig den Bürger*innen das Gefühl gibt, aktiv an der Gestaltung ihrer Stadt mitzuwirken. Langfristig soll der Bürgerrat in Dresden als akzeptiertes und bekanntes Verfahren etabliert werden.
Die Handlungsempfehlungen sollen am 8. Mai 2025, dem 80. Jahrestag des Endes des 2. Weltkrieges an die Stadt übergeben werden. Besonders im Hinblick auf dieses Datum ist es der Frauenkirche ein Anliegen, den Blick auf die Zukunft zu richten. Als Landeshauptstadt und durch ihre Lage im Dreiländereck spielt Dresden eine besondere Rolle Europa zusammen zu denken und zusammen zu bringen.
Am Ende des Projekts steht das Ziel, dass alle Beteiligten »Lust auf mehr« bekommen – mehr Bürgerräte, mehr Bürgerbeteiligung und mehr gemeinsames Engagement für den Frieden.
»Bürgerrat«
Ein Bürgerrat ist ein Beteiligungsformat, bei dem zufällig ausgewählte Bürgerinnen zusammenkommen, um über ein bestimmtes Thema zu diskutieren und Handlungsempfehlungen zu erarbeiten. Er soll eine repräsentative Vielfalt der Bevölkerung abbilden und ermöglicht es, dass unterschiedliche Perspektiven gehört werden. Ziel ist es, die Demokratie zu stärken, indem Bürger*innen ihre Meinungen einbringen und die Politik von ihren Ideen und Vorschlägen profitiert.
ANDREAS DIETERICH
Referent für Friedens- und Versöhnungsarbeit
an der Stiftung Frauenkirche Dresden