»20 Jahre Frauenkirche Dresden«

MAGAZIN »Leben in der Frauenkirche« > HEFT 3/2025 > INHALT > Frauenkirche Dresden und Coventry Cathedral: 20 Jahre Freundschaft

Frauenkirche Dresden und Coventry Cathedral: 20 Jahre Freundschaft

Seit ich mich auf meine neue Aufgabe als zehnte Bischöfin von Coventry vorbereitete, beschäftige ich mich intensiv mit dem Thema der Versöhnung – einem Thema, das weltweit seit vielen Jahren von großer Bedeutung ist und in unterschiedlichsten Kontexten immer wieder neu Gestalt annimmt. Das Verständnis davon, das mich dabei am meisten berührt, ist das ganz wörtliche: »wieder Freundschaft schließen«.

In eine bestehende Freundschaft hineinzutreten, fühlt sich an wie das Betreten heiligen Bodens. Sehr schnell wurde mir deutlich, wie herzlich und persönlich die Beziehung zwischen Coventry und der Frauenkirche ist – achtsam gepflegt von meinen Vorgängerinnen und Vorgängern und von meinen heutigen Kolleginnen und Kollegen als kostbarer Teil der Geschichte Coventrys wertgeschätzt. Eine Geschichte, deren Weg der Versöhnung vor fast 85 Jahren aus den Trümmern des Krieges entstand.

Während ich die Hintergründe hier in Coventry immer besser verstehe, war ich tief bewegt, als ich von den über Jahre gewachsenen Freundschaften erfuhr, die aus der gemeinsamen Erfahrung von Zerstörung hervorgegangen sind. Ich erkenne: Unsere Geschichte ist auch die Geschichte der Frauenkirche. Wir sind miteinander verbunden – durch das gemeinsame Erinnern an Leid und Verlust, und durch das Versprechen, die Vergangenheit im Heute lebendig zu halten und sie auch in die Zukunft hineinzutragen.

Zugleich sind wir durch Hoffnung miteinander verbunden. Denn beide Orte – Dresden und Coventry – sind zu Zeichen der Hoffnung geworden, zu Zentren für das andauernde, herausfordernde Werk des Friedens in einer tief gespaltenen und verletzten Welt.

Es war mir eine große Ermutigung, dass Frauenkirchenpfarrerin Angelika Behnke bei meinem Einführungsgottesdienst am Samstag, den 7. Juni, in der Kathedrale von Coventry anwesend war. Auch der deutsche Botschaft er im Vereinigten Königreich nahm daran teil und sprach mit spürbarer Herzlichkeit über die Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern – und über die besondere Rolle, die Coventry dabei spielt.

Vor Kurzem wurde ich in das Kuratorium der Stiftung Frauenkirche Dresden berufen. Ich freue mich sehr darauf, künftig gemeinsam mit Ihnen an unserem gemeinsamen Auftrag zuarbeiten. Als erste Bischöfin von Coventry ist es mir eine besondere Freude und Ehre, mit Pfarrerin Angelika Behnke und den weiteren Kolleginnen und Kollegen in der Stiftung Frauenkirche zusammenzuwirken. In vielen Teilen der Welt leiden Frauen nach wie vor unter schwerer Ungerechtigkeit – wir haben das große Privileg, unsere Stimme für jene zu erheben, die keine haben. Die Herausforderungen, vor denen wir im Jahr 2025 stehen, sind immens.

Im Oktober werde ich zum ersten Mal Dresden besuchen – und ich freue mich sehr darauf, Ihren Erinnerungsort mit eigenen Augen zu sehen. Gemeinsam wollen wir der Opfer von Krieg und Gewalt gedenken – in der Vergangenheit wie leider auch in der Gegenwart. Es ist mir eine große Ehre, anlässlich des 20. Weihejubiläums der Frauenkirche predigen zu dürfen und an den Feierlichkeiten teilzunehmen, die so viel bedeuten.

Ich bin überzeugt, dass dieser Besuch mir helfen wird, die Verbindung zu Ihnen noch persönlicher zu verstehen – und die Freundschaft zu vertiefen die uns auch für die Zukunft miteinander verbindet. Ich bete für Ihren Dienst und Ihre Arbeit der Versöhnung – und ich werde dabei an die kraft vollen Worte aus dem Magnificat erinnert:

»MEINE SEELE ERHEBT DEN HERRN...ER ÜBET GEWALT MIT SEINEM ARMUND ZERSTREUT,
DIE HOFFÄRTIG SIND IN IHRES HERZENS SINN. ER STÖSST DIE GEWALTIGEN VOM STUHL UND ERHEBT DIE NIEDRIGEN«

In all den Jahren haben wir – in Coventry wie in Dresden – danach gestrebt, für die Schwachen da zu sein und als Orte des Willkommens allen offen zu stehen. Das ist nie ohne Risiko – denn wir alle sind unvollkommene, verletzliche Menschen. Doch Gottes Liebe ermutigt uns, diesen Weg weiterzugehen – und einander darin zu bestärken. Während ich mein neues Amt weiter kennenlerne und wir gemeinsam an unserem Werk des »Wie-der-Freunde-Werdens« arbeiten, bitte ich Sie: Beten Sie für mich – und für die Diözese und Kathedrale von Coventry, so wie auch ich für Sie bete.

Gottes Segen für Sie alle,
Sophie Jelley

THE RIGHT REVEREND SOPHIE JELLEY
Bischöfin von Coventry