»Mut und Demut«
MAGAZIN »Leben in der Frauenkirche« > HEFT 3/2025 > INHALT > Taufstein
20 JAHRE NACH DER WEIHE - WAS MACHT DAS MIT DEM GEBÄUDE?
Die barocke Frauenkirche kennt gegenüber der Sakristei die Taufkapelle als Raum, der auch heute so bezeichnet wird. Es ist jedoch nicht gesichert, dass darin der Taufstein auch stand, denn genauso wenig ist nachgewiesen, dass dieser zwischen Lesekanzel und Altar gestanden hat.
Fotos aus dem 19. Jahrhundert zeigen, dass der neobarocke Taufstein mit Kupferabdeckung von Möckel in der liturgischen Achse zwischen Lese- und Hauptaltar gestanden hat. Auch gab es Zeiten, da das Taufen in der Frauenkirche nicht möglich war und dieses Sakrament nur in der Kreuzkirche empfangen werden konnte.
Während der Wiederaufbauplanung gab es mit der Entscheidung zum archäologischen Wiederaufbau die grundsätzliche Entscheidung zugunsten eines barocken Taufsteins. Da dieser nicht aus dem eigenen Bestand genommen werden konnte, gab es nur zwei Möglichkeiten.
Entweder und wenn vorhanden die Verwendung eines barocken Taufsteins aus einer anderen Kirche oder einem Depot unter der Voraussetzung seiner gestalterischen Einbindung in die Formensprache der Frauenkirche oder eine Neugestaltung einer Taufe.
Verschiedene Versuche, einen vom Bildhauer Feige hergestellten und in der dortigen Kirchgemeinde nicht benötigten Taufstein auszuleihen, schlugen fehl. Ein Glücksfund in einem Depot ermöglichte der Stiftung bei dem ursprünglichen Gedanken, der Aufstellung eines barocken Taufsteins, zu bleiben. So gelangte 2005 die Taufe von St. Nikolai, Freiberg i.S., genauer die »hölzerne Taufe von Gottfried Stecher« aus dem Jahr 1753 in die Frauenkirche.
Der für das Landesamt für Denkmalpflege und auch in der Frauenkirche vielfach tätige Restaurator Peter Taubert übernahm die erforderlichen restauratorischen Arbeiten an dem über 250 Jahre alten, liturgischen Ausstattungsstück.
Ein Leihvertrag mit der Stadt Freiberg erlaubt der Stiftung die Nutzung des Taufsteins, für den noch eine neue Zinnwanne 2005 angefertigt wurde. Wenn der Taufstein nicht im eigentlichen Sinn genutzt wird und nur ein Teil der stehen den Ausstattung ist, ist der farbig gefasste und teilvergoldete Deckel mit Taube und Ölzweig gut sichtbar. Wird eine Taufe gefeiert, wird vorneweg der Deckel entfernt und die Taufschale wird sichtbar.
Durch die Position der, in der liturgischen Achse aufgestellte, Taufe ergibt sich für alle Nutzungen im Chorraum eine erhöhte Notwendigkeit zur Aufmerksamkeit. Gerade die Podestaufbauten für Chor- und Orchester, die sehr nah den Taufstein umschließen, sind mit großer Sorgfalt auszuführen.
Die Stiftung Frauenkirche Dresden ist froh, den Taufstein weiterhin nutzen zu dürfen. Aus denkmalpflegerischer Sichtweise kommt ein andernorts nicht mehr verwendbarer Taufstein in der Frauenkirche zu seiner eigentlichen Bestimmung.
THOMAS GOTTSCHLICH
Leitender Architekt