Frauenkirche verzichtet auch weiterhin auf nächtliche Anstrahlung
Es ist nicht »alles wieder gut«
Trotz Ablauf der Bundesenergiesparverordnung bleibt Außenbeleuchtung der Frauenkirche Dresden vorerst ausgeschaltet. Dafür gibt es mehrere Gründe.
Die Entscheidung, weiterhin auf die Außenanstrahlung zu verzichten, basiert einerseits auf Überlegungen zu Kosteneinsparungen, liegt aber viel mehr in der damit verknüpften Botschaft begründet. »Bereits im Spätsommer 2022, also schon vor Inkrafttreten der Bundesenergiesparverordnung, hatte sich die Stiftung Frauenkirche Dresden für ein Abschalten der Außenbeleuchtung entschieden. Die damaligen Gründe – Erwägungen zu möglichen Energiesparpotentialen, viel mehr aber das Setzen eines solidarischen Zeichens für all jene, die in dieser Zeit in Europa unter Krieg und Gewalt leiden müssen – haben nach unserer Auffassung weiterhin Bestand. Dies steht gegenüber den eigenen Kosteneinsparungen klar im Vordergrund. Gleichwohl: Jede eingesparte Kilowattstunde zählt. Bei der Frauenkirche kommen im Jahr durchaus 18.000 kWh und damit mehrere tausend Euro zusammen«, erläutert Stiftungsgeschäftsführerin Maria Noth.
Noch keine Rückkehr zur Normalität
Frauenkirchenpfarrer Markus Engelhardt, der ebenso Geschäftsführer der Stiftung ist, unterstreicht dies. »Einerseits sind wir mit dem Mega-Thema Klimagerechtigkeit konfrontiert. Dessen Dringlichkeit führte uns nicht zuletzt die kürzlich in der Frauenkirche ausgestellte Kunstinstallation Gaia vor Augen.«
Die Entscheidung, die Frauenkirche bis auf weiteres nicht zu beleuchten, hat aber auch eine geistlich-theologische Dimension, so Markus Engelhardt weiter. »Die Frauenkirche ist nicht nur Wahrzeichen Dresdens und Touristenmagnet, sondern auch und in erster Linie Gotteshaus. Sie ist Ort gelebten Glaubens mit einem klaren Bekenntnis zu Frieden und Versöhnung. Wir leben aber aktuell in einer Zeit und in einem Raum, auf die ein tiefer Schatten gefallen ist. Da können wir nicht einfach so tun, als sei alles gut, als sei alles wie früher. Eine Tagesreise von Dresden entfernt tobt Krieg. Daran dürfen wir uns nicht gewöhnen und darüber können wir nicht zur Tagesordnung übergehen! Der Vernichtungskrieg gegen die Ukraine hat einen Riss, eine tiefe Wunde mitten in Europa gesetzt. Diese Wunde ist weiter offen, sie stört auch die barocke Pracht und Schönheit unserer Stadt. Auch daran erinnern wir, indem wir die Beleuchtung der Frauenkirche ausgeschaltet lassen.«
Bei allem Verständnis für den Wunsch einer vollständig erleuchteten Stadtsilhouette ist die Stiftung Frauenkirche Dresden überzeugt, dass ihre Motive nachvollzogen werden können.