»Teilen und Haben«

Die Sprache der Gefühle

»Musik ist die gemeinsame Sprache der Menschheit« – Worte, die bereits 1835 von dem amerikanischen Dichter Henry Wadsworth Longfellow formuliert wurden und immerfort Gültigkeit zeigen. Erst in dieser gemeinsamen Sprache entfaltet sich ein Mitteilen, Teilen und Erfassen der tiefsten und womöglich sonst verborgen bleibenden Gedanken und Gefühle des Menschen.

Seien es Sehnsüchte, Schmerz, Verbundenheit, der Glaube, die Hoffnung oder die Liebe. Als welch große Bereicherung verspürt man es doch, wenn das eigene Gemüt durch die erklingenden Melodien bewegt wird; wie wertvoll ist es, sich über klangliche Eindrücke als Teil einer Gemeinschaft erkennen zu können.

Insbesondere im ersten Tertial des Jahres 2024 widmen sich die Geistlichen Sonntagsmusiken dem Anteilhaben an den verschiedensten Facetten des Lebens.

Kontrastreich und dynamisch, schlussendlich vollkommen und friedvoll, geht die Messe in D-Dur op. 86 von Antonín Dvořák zu Herzen, gesungen vom Chor der Frauenkirche Dresden, nebst eindrucksvollen Solisten.

Im März folgt eine Vielfalt an A-cappella-Werken von lebhafter, frühbarocker Motette von Heinrich Schütz bis hin zum zeitgenössischen Klang der Frauenkirche, eingefangen von einer spielerisch und doch elegant auf den Kammerchor der Frauenkirche zugeschnittenen Komposition des Frauenkirchenkantors Matthias Grünert.

Bereits in den ersten zwei Sonntagsmusiken wird die Bitte um Frieden regelrecht spürbar – am Palmsonntag erreicht sie ihren Höhepunkt in Joseph Haydns Paukenmesse in C-Dur. »Die Messe in Zeiten des Krieges« wird von der Chursächsischen Philharmonie Bad Elster auf historischen Instrumenten zum Leben erweckt, die Spannung zwischen Krieg und Frieden mahnend und doch zuversichtlich beflügelnd dargestellt.

Doch was könnte in angespannten, aber auch in ruhigen Zeiten beflügelnder sein, als eine gute Freundschaft?

Gerade musikalisch entstanden so wertvolle Werke und Zusammenarbeiten. Im April werden, langjährig miteinander konzertierend, Helmut Fuchs an der Trompete und Frauenkirchenkantor Matthias Grünert an der Orgel, festliche Werke für Trompete und Orgel präsentieren.

Den Abschluss des ersten Tertials 2024 bietet die überraschend vielfältige Spaur-Messe KV 258 von Wolfgang Amadeus Mozart, welche durch ihren ursprünglichen Anlass zwar Festlichkeit, durch ihre Tiefe jedoch auch das Gefühl von Sehnsucht, gar von Erhabenheit vermittelt.

Dieses Gefühl der Erhabenheit birgt den Gedanken an nicht greifbare Unerschöpflichkeit, an grenzenlose Begrenztheit. In dieser liegt ein Zauber, welcher Gestalt in der Musik annimmt.

Erst wenn ein musikalisches Gefühl in Klangsprache geteilt wird, eröffnet sich ein breites Spektrum der Teilhabe.

MAIKE SPRICKERHOFF
Assistenz der Musikleitung