Frauenkirche erinnert Glockenweihe vor 20 Jahren
2003 erhielt die Frauenkirche Dresden ihre Stimmen zurück: Sieben neu gegossene und eine historische Glocke wurden Anfang Mai der Öffentlichkeit präsentiert und zum Pfingstfest erstmals geläutet. Daran erinnert das Gotteshaus am Pfingstsonntag.
»Mich bewegen die Bilder der damaligen Zeit: Unzählige Menschen stehen eng beieinander auf dem Neumarkt und in den Nebengassen. Andächtig, ehrfürchtig, bewegt, dankbar und staunend lauschen sie dem ersten Glockenläuten«, erzählt Frauenkirchenpfarrerin Angelika Behnke. In Vorbereitung des Festgottesdienstes am Pfingstsonntag ist sie noch einmal tief eingetaucht in die Ereignisse der damaligen Zeit. Denn es war ein langer Weg, bis am 7. Juni 2003 Jesaja, Johannes, Jeremia, Josua, David, Maria, Philippus und Hanna das Pfingstfest einläuten konnten. Doch dann war es soweit: Zunächst erklang jede Glocke einzeln, dann alle miteinander.
Genau so wird es auch diesen Samstag kurz nach 18 Uhr wieder sein. Zehn Minuten lang stimmt das Geläut auf Pfingsten ein: kraftvoll und festlich. Am Pfingstsonntag ist das volle Plenum, das so sonst nur noch zu Ostern und am 13. Februar erschallt, nochmals vor und nach dem Hauptgottesdienst zu hören, ebenso am Pfingstmontag.
Der einladende Ruf der Glocken
»Glocken geben einer Kirche ihre Stimme. Ihr Ruf hallt hinaus zu den Menschen, lässt sie aufhorchen und lädt sie ein. Glocken geben dem Tag einen Rhythmus und verweisen auf offene Türen. Froh und dankbar blicken wir daher auf die vergangenen zwei Jahrzehnte zurück, in denen das Geläut der Frauenkirche ungezählte Male vernehmbar war«, so Frauenkirchenpfarrerin Angelika Behnke. Sie ist die Liturgin im Festgottesdienst, in dem ihr Amtsvorgänger Pfarrer Stephan Fritz predigt. Neben festlichen Bachkantaten werden auch vier der acht Glocken zu hören sein. Erinnerungen an einen visionären Spendensammler sowie an wichtige Stationen auf dem Weg zum fertigen Geläut finden Raum. Eine davon: die Glockenweihe Anfang Mai 2003.
»Eine überwältigende Prozession geleitete die Glocken durch die Stadt. Mehr als 150.000 Menschen erlebten die Präsentation und Weihe auf dem Schlossplatz, feierten die Glockennacht unter dem Motto „Friede sei ihr erst Geläute“ mit und waren dabei, als die Glocken aufgezogen und in die Glockenstuben eingehoben wurden. Diese Anteilnahme hat uns alle, die wir am Wiederaufbau beteiligt waren, tief beeindruckt«, so Stiftungsarchitekt Thomas Gottschlich. Auch er wird am Sonntag im Gottesdienst mitwirken, ebenso wie der Glockensachverständige der Landeskirche, Dr. Rainer Thümmel. Er beschrieb den Weg zum »fröhlichen vielstimmigen Geläut« einmal als überaus spannend und anspruchsvoll, seine Mitwirkung als »ehrenvollen Auftrag«.
Ein fröhliches vielstimmiges Geläut
Die heutige Frauenkirche hat ein achtstimmiges Geläut. Nach alter Tradition trägt jede Glocke einen Namen, einen Bibelvers und eine Glockenzier, die sich einerseits an der gottesdienstlichen Aufgabe und andererseits an der Geschichte und Bedeutung der Frauenkirche orientiert. Eine Glocke des Geläuts, Maria, stand bereits zwischen 1734 und 1925 in den Diensten der früheren Frauenkirche. 1998 kam sie wieder nach Dresden zurück und vervollständigt als Gedächtnisglocke das Geläut. Sieben Glocken wurden neu gegossen: die Friedensglocke Jesaja (2002), die Dankglocke Hanna, die Taufglocke Philippus, die Gebetsglocke David, die Trauglocke Josua, die Stadtglocke Jeremia und die Verkündigungsglocke Johannes (2003).
Festgottesdienst anlässlich des 20. Glockenweihjubiläums
Pfarrer Stephan Fritz Senderbeauftragter für ZDF-Gottesdienste im Gemeinschaftswerk der Ev. Publizistik und ehemaliger Frauenkirchenpfarrer
Frauenkirchenpfarrerin Angelika Behnke
Erinnerungen & Impulse von Adina Rieckmann MDR-Autorin, Thomas Gottschlich Leitender Architekt der Stiftung Frauenkirche Dresden, Kajo Kusen Fördergemeinschaft Dresdner Frauenkirche Remagen – in Erinnerung an deren Gründer Fritz Büttner, Dr. Rainer Thümmel Sachverständiger für Geläute und Turmuhren
Johann Sebastian Bach Chöre aus zwei Pfingstkantaten
Sopran Romy Petrick | Alt Henriette Gödde | Tenor Tobias Hunger | Bass Tobias Berndt
collegium vocale | ensemble frauenkirche dresden
Leitung Tim Preußker
Orgel Mari Fukumoto
Hauptraum
Glocke (Jahr des Gusses) | Durchmesser | Gewicht |
Dankglocke Hanna (2003) | 69,4 cm | 291 kg |
Taufglocke Philippus (2003) | 78,5 cm | 392 kg |
Gedächtnisglocke Maria (1518) | 84,6 cm | 328,5 kg |
Gebetsglocke David (2003) | 85,0 cm | 475 kg |
Trauglocke Josua (2003) | 96,4 cm | 645 kg |
Stadtglocke Jeremia (2003) | 108,6 cm | 900 kg |
Verkündigungsglocke Johannes (2003) | 125,1 cm | 1.228 kg |
Friedensglocke Jesaja (2002) | 140,4 cm | 1.750 kg |
Hören Sie selbst!
Hier hören Sie das Plenum aus allen acht Glocken der Frauenkirche.