Ausstellung & Soundwalk
BRUCH|STÜCKE 1938 und heute
Am 9. November jährt sich die Reichspogromnacht zum 85. Mal. Sie markierte den schrecklichen Beginn des staatlich organisierten Massenmords der Nationalsozialisten an den Juden. In der Unterkirche der Frauenkirche soll daran erinnert werden.
Die Ausstellung »BRUCH|STÜCKE 1938« des Dresdner Vereins HATiKVA verfolgt die Spuren der sächsischen Novemberpogrome (weitere Infos hier). Ein begleitender Soundwalk fügt Bruchstücke der Frauenkirche hinzu. Mit dem israelisch-deutschen Publizisten, Historiker und Pädagogen Meron Mendel schauen wir in die Vergangenheit und blicken ins Heute.
2.-22. November 2023
BRUCH|STÜCKE 1938 und heute
Ausstellung & Soundwalk
zu den Zeiten der Offenen Kirche in der
Unterkirche der Frauenkirche (Zugang über Eingang F)
Eintritt frei
Der 9. November ist ein Schicksalstag der Deutschen. 1938 überzogen die Pogrome das Land mit Terror und Antisemitismus.
Wie im ganzen Land hatte der Nationalsozialismus zu dieser Zeit auch in Dresden längst breite Unterstützung erlangt. Jüdinnen und Juden erlitten Hass in seiner gesamten Brutalität – aus der Mitte der Gesellschaft heraus.
Mit den Novemberpogromen brachen sich Demütigungen und Gewalt, Verfolgung und Festnahmen sowie Plünderung und Zerstörung Bahn. In Dresden brannte die Synagoge am Hasenberg, jüdische Geschäfte wurden gebrandschatzt, Menschen verhaftet. Wer nach den Nürnberger Rassegesetzen als jüdisch galt, wurde in den Folgejahren in »Judenhäuser« verbracht, ab 1942 folgten Deportation und Ermordung. Kaum ein Dresdner Jude überlebte.
Was am 9. November 1938 an der Frauenkirche geschah, können wir heute nicht mehr nachvollziehen. Was wir wissen, ist, dass die Frauenkirche damals längst nationalsozialistische Theologie und Ideologie verbreitete.
Bereits 1934 war die Frauenkirche zum Dom der gleichgeschalteten deutschchristlichen Landeskirche in Sachsen ernannt worden. Bischof dieser Landeskirche war Friedrich Coch, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft nationalsozialistischer Pfarrer in Sachsen und äußerst engagiertes Mitglied der NSDAP. Er setzte durch, dass neben den Kirchenfahnen auch Hakenkreuzflaggen an der Frauenkirche gehisst wurden.
Die Gemeinde der Frauenkirche war gespalten. Menschen, die sich nicht mit der deutschchristlichen Kirche identifizieren wollten, sammelten sich in der »Bekennenden Kirche«. Ihr schloss sich auch Hugo Hahn, einer der Pfarrer der Frauenkirche, an. Daraufhin wurde er aus seinem Amt entfernt und aus Sachsen ausgewiesen.
Der zweite Pfarrer der Frauenkirche, Arthur Schuknecht, konnte hingegen noch bis 1945 die nationalsozialistische Ideologie der »Deutschen Christen« von der Kanzel verbreiten.
Heute mahnt die Frauenkirche Dresden zu Frieden und Versöhnung.
Die Lehren der Geschichte sind ihr in die dunklen Steine geschrieben.
Zugleich ist die Frauenkirche heute ein besonderer Ort der Hoffnung. Sie ist ein authentischer Mittlerin der Botschaft, dass Leid, Tod und Hass nicht das Ende sind, sondern ein versöhntes, friedfertiges Miteinander möglich ist, wenn wir uns dafür einsetzen.
Der Soundwalk setzt daher mit den Gedanken Meron Mendels bewusst gegenwartsorientierte Akzente. Mit ihm hinterfragen wir, was uns der Blick zurück für das Heute lehrt, wie wir Erinnerung wach halten können, ohne in Rituale zu verfallen und wie man Ausgrenzung begegnet.