20 Jahre Leben in der Frauenkirche Dresden
Zwei Jahrzehnte nach ihrer Wiedereröffnung feiert die Frauenkirche Dresden ihr 20. Kirchweihfest – mit Musik, Gottesdiensten und einem besonderen künstlerischen Projekt.
Seit ihrer Weihe am 30. Oktober 2005 hat sich die Frauenkirche Dresden zu einem Ort des Dialogs, der Versöhnung und des gesellschaftlichen Engagements entwickelt. Jahr für Jahr zieht sie Menschen aus aller Welt an, die das bekannte Wahrzeichen im Herzen der Stadt erleben wollen. Dankbar blickt die Stiftung Frauenkirche Dresden dieser Tage auf 20 Jahre Leben mit ca. 13.000 Gottesdiensten und Andachten, 2.000 Konzerten und über 40 Mio Besucher*innen im Hauptraum, der Unterkirche und auf der Aussichtsplattform.
»Die Frauenkirche steht für die Kraft des Neubeginns und die Verantwortung, die daraus erwächst«, erklären die beiden Geschäftsführenden der Stiftung Frauenkirche Dresden, Maria Noth und Pfarrer Markus Engelhardt. »Bewusst wollen wir daher zum 20. Kirchweihfest nicht nur zurückblicken, sondern fragen, was diese Botschaft heute konkret bedeutet – für uns als Kirche, als Stadt und als Gesellschaft.«
Kunstinstallation »Unerhört leise«
Das Kirchweihfest, traditionell am Wochenende vor dem Reformationsfest gefeiert, ist vielfältig gestaltet und reicht von geistlichen und musikalischen Angeboten bis hin zu einer zeitgenössischen Installation. Unter dem Titel »Unerhört leise: Erinnern. Wirken. Weitertragen.« zeigt der spanische Künstler Fernando Sánchez Castillo in der Unterkirche ein Werk, das an den stillen Protest vom 13. Februar 1982 erinnert und zugleich die Frage stellt, wie Erinnerung, Mut und Verantwortung heute weitergetragen werden können.
5.000 Figurinen erinnern an die Anfänge der Friedensbewegung in der DDR, als Jugendliche in einem Akt des zivilen Widerstands zum Abstellen von Kerzen an der Ruine aufriefen. Die Installation wird sich im Laufe der vierwöchigen Ausstellungszeit wandeln: Indem die Besucher*innen eingeladen sind, eine Figur mitzunehmen und im Gegenzug einen persönlichen Impuls zur Stärkung unserer demokratischen Gesellschaft zu hinterlassen, wird aus der Erinnerung an einen historischen Moment vor mehr als vier Jahrzehnten ein kraftvolles Statement ins Jetzt hinein. Im Hauptraum übersetzt derweil ein Lichtexponat den Gesang »We shall overcome« in Morsezeichen – jenes Lied, das zum Echo für friedlichen Protest über Generationen und Kulturen hinweg wurde.
Die Installation wird am 21. Oktober 2025 im Beisein des Künstlers und eines Zeitzeugen vorgestellt. Sie steht allen Interessierten über das Kirchweifest hinaus bis zum Ende der Friedensdekade am 19. November zu den Zeiten der Offenen Kirche offen. Der Eintritt ist frei; um eine Spende wird gebeten. Das Projekt wird gefördert durch die Stiftung Kunst & Musik für Dresden. Vorstandsvorsitzende Martina de Maizière erklärt dazu: »Fernando Sánchez Castillo gelingt es, kleine Formate mit großer ästhetischer Wirkung zu bauen und damit anzurühren und aufzurütteln. Die Stiftung Kunst & Musik für Dresden fördert sehr gern diese Arbeit ihres ersten Stipendiaten.«
20 Jahre gelebte Botschaft
Zum Auftakt des eigentlichen Kirchweihfestes lädt die Frauenkirche am 25. Oktober zu einem Festkonzert ein. Der Chor der Frauenkirche führt gemeinsam mit der Jenaer Philharmonie unter der Leitung von Frauenkirchenkantor Matthias Grünert Werke von Georges Bizet und Charles Gounod auf.
Am Sonntag, dem 26. Oktober, steht der Festgottesdienst im Mittelpunkt. Die Predigt hält die Bischöfin von Coventry, Sophie Jelley, die erstmals in Dresden zu Gast ist. Ihr Besuch unterstreicht die enge Verbundenheit beider Städte sowie zwischen der St. Michaels Cathedral und der Frauenkirche, die beide Teil der Internationalen Nagelkreuzgemeinschaft sind. Gemeinsam schreiben sie das verbindende Anliegen fort: aus der Erinnerung heraus Verantwortung zu übernehmen und Brücken zu bauen – in Dresden, Europa und darüber hinaus. Der Festsonntag setzt sich mit einem Sonntagskonzert fort und schließt mit einem ökumenischen Gottesdienst.
Blick nach vorn
Zum 20. Kirchweihjubiläum der Frauenkirche Dresden ist der bürgerschaftliche Geist, der ihren Wiederaufbau möglich machte, aktueller denn je. »In einer Zeit, die von Spannungen, Ausgrenzung und gesellschaftlicher Spaltung geprägt ist, steht die Frauenkirche weiterhin als Symbol für Frieden, Verständigung und Verantwortung. Sie erinnert daran, dass um Zusammenhalt und Dialog immer wieder neu gerungen werden muss – in der Stadt, im Land und weit darüber hinaus«, so Maria Noth und Markus Engelhardt.
Auch künftig will die Stiftung Frauenkirche Dresden diese Botschaft lebendig halten. Als spendenfinanzierte Institution ist sie auf bürgerschaftliche Unterstützung angewiesen – um das Bauwerk zu erhalten, kulturelle und geistliche Angebote zu ermöglichen und ihren Auftrag als Ort des Glaubens, des Dialogs und der Versöhnung fortzuführen. Auf diese Weise bleibt die Frauenkirche Dresden auch für kommende Generationen ein Begegnungs- und Identifikationsort, an dem Geschichte, Gegenwart und Zukunft aufeinandertreffen und Anstöße für ein respektvolles Miteinander entstehen.